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Degenerative Myelopathie - Appell an Züchter
#1
Liebe Forumsgemeinde,

warum ich hier wieder auftauche, nachdem ich mich vor einiger Zeit verabschiedet hatte, ist ein für mich persönlich sehr trauriger Anlass: Mein Rüde Antago leidet aller Voraussicht nach an degenerativer Myelopathie. Es handelt sich hierbei um eine tödlich verlaufende Erkrankung, deren Auftreten im Genpool durch strenge Zuchtselektion vermeidbar ist. Deshalb poste ich das hier, in der Hoffnung, viele Züchter dazu bewegen zu können, einen Gentest durchführen zu lassen, bevor sie ihre Tiere in der Zucht einsetzen.

Zu unserer Geschichte: Mein Rüde war eigentlich in recht guter Verfassung und ich bin regelmäßig mit ihm Joggen gegangen. Vor einem Jahr wurde er etwas lustloser, was das Laufen betrifft. Bluttest, Herzuntersuchungen etc. folgten, aber es war nichts Dramatisches. Es wurde auch einmal eine Autoimmunerkrankung (Metatarsale Fisteln) festgestellt, was sich jedoch gut behandeln ließ und keinen Erklärungsansatz für die mangelnde Lauffreude bot. 5 - 6 km wollte er ja noch Joggen und ich habe mir das dann mit seinen 8 Jahren erklärt - manch gehen ja auch früher aufs Altenteil. Vor einem Dreivierteljahr lief er nicht mehr ganz so klar. Eine Vorstellung beim Tierarzt ergab, dies sei Einbildung, der Hund laufe super. Der Besuch bei einer Tierärztin, die dann auf Osteopathie spezialisiert war, half doch zahlreiche Blockaden zu beseitigen, was das Laufen wiederum erheblich verbesserte. Ihr fiel jedoch eine schlaffe und leicht abgebaute Muskulatur an den Hinterläufen auf. Die Krallen waren mittlerweile leicht abgeschliffen. Der Tierarzt riet zu vermehrtem Training. Als das nicht half, dachte ich an beginnende cauda equina und stellte Antago in der Tierklinik Bretzenheim bei Dr. Höner vor, der auch schon unsere Hündin mit großem Erfolg operiert hatte. Wir hatten einen CT und OP-Termin und ich musste nach der Untersuchung verzweifelt und unverrichteter Dinge wieder nach Hause fahren. Dr. Höher stellte die Diagnose "Degenerative Myeolopathie", eine Erkrankung des Nervengewebes im Rückenmark, bei der die die Nerven umhüllende Myelinscheide allmählich untergeht und somit eine Reizübertragung auf die Muskulatur zunehmend eingeschränkt möglich wird bis es zu einer vollständigen Lähmung kommt. Die Erkrankung ist am ehesten mit Multipler Sklerose im Humanbereich vergleichbar und zeigt sich ganz ähnlich wie ALS. Es gibt keine Heilung und der Verlauf kann relativ zügig (1 Monat) aber auch langsam (1 Jahr oder länger) von statten gehen. Physiotherapie und Akupunktur können den Verlauf etwas bremsen.
Natürlich wollte ich das nicht so ganz wahrhaben und habe viel darüber gelesen. Da habe ich entdeckt, dass die Krankheit rein genetisch ist und nur auftreten kann, wenn Vater und Mutter Träger der entsprechenden Gene sind. Laboklin bietet den Test an. Er kostet etwa 60 Euro, für Züchter ist er etwas günstiger.
Die Testung ergab leider, das Antago zu 100 Prozent Träger der Gene ist. Die Diagnose kann sicher nur gestellt werden, wenn Nervengewebe untersucht wird. Bezeichnend ist aber, dass der Hund kaum noch Schmerzempfindungen im hinteren Rückenbereich hat. Antago hat noch Schmerzempfindungen, wie die Physiotherapeutin festgestellt hat. Ich habe ihn dann erneut in der Klinik vorgestellt. Hier lautete die Einschätzung dann, dass er wohl an CES und DM leide, eine Op aber nicht lohne, da dies nur noch seine Lebensqualität vermindere, aber keinen durchschlagenden Erfolg bringe. Gäbe es einen nur geringen Zweifel, hätte die Klinik sicherlich die für CT und OP anfallenden Kosten in Höhe von ca. 1.800,00 eingesteckt. Trotzdem bin ich in 14 Tagen erneut dort.

Mein Appell an alle Züchter: Lasst eure Zuchttiere testen, bevor ihr sie in der Zucht einsetzt - es kostet nur 60 Euro und erspart ggf. viel Elend. Dies ist kein Vorwurf an irgendjemanden, der das nicht getan hat. Diese Möglichkeit ist recht neu und hat es früher nicht gegeben! Also bitte nicht falsch verstehen!

Helmut Dillmann
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#2
Hallo Helmut,

das tut mir leid für Dich und Deinen Rüden.

Vielleicht sollte man gleich Nägel mit Köpfen machen und versuchen, über Anträge in den entsprechenden Gremien, diese Untersuchung zur Pflicht zu machen ?
Die größte Leistung besteht darin, nicht andere, sondern sich selbst zu übertreffen
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#3
Trine: Das ist sicherlich ein guter Gedanke, der aber wahrscheinlich daran scheitern wird, dass viele es Glauben, besser zu wissen. Die Erkrankung tritt noch relativ selten auf. Nicht bei jedem Hund, der Träger der Gene ist, kommt sie zwangsläufig zum Ausbruch. Aber ich möchte nicht wissen, wieviele Hunde an CES operiert wurden, obwohl die Symptomatik durch die DM primär mitverursacht worden ist oder bei wie vielen Hunden man auf Altersschwäche getippt hat, aber es war DM.
Man möge nur einmal hochrechnen: Wenn ein gefragter Rüde die Gene in sich trägt und im Läufe seines Lebens 100 Deckakte hat und dabei auf 5 Hündinnen trifft, die ebenfalls Genträger sind, dann kommt es im Schnitt sicherlich nur zu 30 weiteren Trägern, von denen sicherlich auch nicht allzu viele in die Zucht gelangen. Aber dennoch macht es nach meinem Dafürhalten Sinn, eine solche Untersuchung zum Standard zu erheben. Denn wo Krankheiten vermeidbar sind, sollte man auch entsprechend handeln. allerdings bleibt es auch jedem überlassen, einen Welpen vor dem Kauf testen zu lassen. Die Untersuchung ist in keiner Weise belastend für das Tier. Es wird lediglich ein Abstrich in der Mundhöhle vorgenommen.
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#4
Ich denke, dass man - sofern einem die Gesundheit der Rasse am Herzen liegt - bei der schonenden Untersuchungsmethode und den doch recht geringen Kosten nicht dagegen sein kann. Natürlich nützt es mir relativ wenig, wenn ich z.B. eine untersuchte Hündin habe, aber keinen passenden Deckrüden finde, der diese Untersuchung aufweisen kann. Das (noch) nicht viele DSH davon betroffen sind, sehe ich persönlich als Chance, die Krankheit im Keim zu ersticken, bevor sie ein Ausmaß erreicht, dass ungleich schwerer ein zu dämmen ist.
Die größte Leistung besteht darin, nicht andere, sondern sich selbst zu übertreffen
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#5
Hallo Helmut!

Das tut mir natürlich unglaublich leid mit deinem Rüden!! Leider ist aber alles nicht so einfach, wie es scheint...

Mein Kollege hat auch einen Hund, der an DM erkrankt ist. Deshalb habe ich mich etwas detaillierter damit befasst und verschiedene neue Studien gelesen. Da ich selbst Biologie an der Universität studiert habe, interessiere ich mich sowieso dafür...

Dieser Gentest bestimmt nur die Mutation des SOD1-Gens. Es werden danach also verschiedene Resultate rauskommen:
- N/N (reinerbig "gesund")
- N/DM (mischerbig Träger)
- DM/DM (reinerbig Träger)

Nun bedeutet dies aber noch lange nicht, dass ein N/N Hund nie an DM erkranken wird, und umgekehrt dass ein DM/DM Hund überhaupt daran erkrankt!! Die Mutation des SOD1-Gens ist nämlich nur EIN EINZIGER Faktor, der für die DM verantwortlich ist!! Es spielen mehrere Faktoren eine Rolle, und es wird vermutet, dass andere Faktoren dieses Gen aktivieren, und somit zur DM führen. Die anderen Faktoren sind leider aber noch nicht definitiv erforscht!!! Es ist von möglichen Giften die Rede, die sich im Körper der Hunde im Verlauf des Lebens ansammeln, ev. Kupfer.

Deshalb sollte dieser Test NIEMALS zur Selektion von Zuchttieren ausschlaggebend sein!!! Sonst ginge unglaublich viel "Zuchtmaterial" verloren, was für jede Rasse fatal wäre!! Das SOD1-Gen ist einfach bis jetzt der einzige Faktor (von vielen), der erforscht ist.

Allerdings kann man mit diesem Test sehr wohl die WAHRSCHEINLICHKEIT für DM ermitteln. Also ob der Hund EHER daran erkranken KÖNNTE oder nicht...

Liebe Grüsse,

Tanja
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#6
Hallo Tanja,

vielen Dank für Deine lieben Worte,

anbei zitiere ich den Befund von Laboklin:

"Ergebnis: Genotyp DM/DM
Referenzwert
Interpretation: Der untersuchte Hund ist reinerbig (homozygot) für
die Mutation im SOD1-Gen, die als Hochrisikofaktor für die Ent.
wicklung der Degenerativen Myelopathie angesehen wird.
Die Ausprägung einer klinischen Symptomatik ist wahrscheinlich.
Die Mutation wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 100% an die
Nachkommen weitergegeben."

Es mag sein, dass das kontrovers diskutiert wird. Aber die Meinung, dass bestimmte gesundheitliche Risikofaktoren nicht zum Ausschluss aus der Zucht führen sollten, weil sonst sehr wertvolles Potenzial verloren ginge, habe ich schon allzu oft gehört. Ich persönlich denke etwas anders darüber, aber ich bin da kein Fachmann. Ich bin ja auch sehr froh, meinen Hund zu haben, so wie er ist und es wäre sehr bedauerlich, hätte er nicht das Licht der Welt erblickt. Ich würde mich immer wieder für ihn entscheiden, ganz gleich ob krank oder gesund.
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#7
Ich denke das ein guter Züchter sich um Gesundheit gedanken macht . Was machen kann vor den kauf möglich viel über die Eltern möglich viel in Erfahrung bringen
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#8
Hallo Helmut!

Ja klar, ich denke wir wollen alle nur das beste für unsere Hunde!! Confusedquint:

Genau, dein Hund hat nun DM/DM erhalten (reinerbiger bzw. homozygoter Träger), und dieses Gen bzw. Mutation gibt er auch an die Nachkommen weiter, das ist genau so!! Ich wollte nur darauf hinweisen, dass dieses SOD1-Gen nur EIN EINZIGER Faktor für die DM ist!! Nicht dass alle jetzt glauben, dass damit feststeht, dass die Nachkommen auch die DM bekommen (wenn die Mutter auch DM-Träger wäre). Dazu müssen eben die weiteren Faktoren alle auch noch dazukommen...

Aber ich finde es gut, dass du mit deinem Beitrag auf diese Krankheit hinweist!! Nur so bringt es uns weiter!!

Also nichts für ungut... :peace:
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#9
Es gibt immer Interaktionen mit anderen Faktoren. Das Tragen des Gens führt nicht zwangsläufig zum Ausbruch. Da wir aber nicht wissen womit die Interaktion stattfindet ist die einzige Chance die, die Weitergabe des Gens zu verhindern, die nach meinem Wissensstand eine voraussetzende, aber nicht hinreichende Bedingungung für den Ausbruch der Erkrankung ist. Warum Hunde, bei denen das Gen nicht nachweisbar war, ganz selten auch erkrankt sind, erklärt man sich nach meinem Wissensstand damit, dass der Test bisher bei negativem Ergebnis nicht völlig zuverlässig war.
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#10
Helmut Dillmann,'index.php?page=Thread&postID=137630#post137630' schrieb:Es gibt immer Interaktionen mit anderen Faktoren. Das Tragen des Gens führt nicht zwangsläufig zum Ausbruch. Da wir aber nicht wissen womit die Interaktion stattfindet ist die einzige Chance die, die Weitergabe des Gens zu verhindern, die nach meinem Wissensstand eine voraussetzende, aber nicht hinreichende Bedingungung für den Ausbruch der Erkrankung ist. Warum Hunde, bei denen das Gen nicht nachweisbar war, ganz selten auch erkrankt sind, erklärt man sich nach meinem Wissensstand damit, dass der Test bisher bei negativem Ergebnis nicht völlig zuverlässig war.
Richtig.
Eine Bekannte von mir züchtet Saarloos Wolfhound und die Hündin auf der ihre Zucht aufgebaut ist, ist an DM erkrankt, sie hat sich daher natürlich auch damit auseinander gesetzt und es dokumentiert.
Wer es nachlesen möchte:
http://www.una-neshoba.de/leben_mit_nisha.html#DM
LG
Nora
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