Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Moderne Tiermedizin und Ethik
#1
Hallo,


leider musste ich gestern meinen fast 18-jährigen Hund einschläfern lassen. ;( ;( Diese traurige Situation kennt ja hier leider jeder... :frown:

Aus diesem Anlass heraus, frage ich mich, wann eurer Meinung nach der richtige Zeitpunkt für die Euthanasie gekommen ist.
Unser Hund war alt und hat seinen Leben gelebt, er konnte keine Treppen mehr gehen und war auch sonst nur noch langsam unterwegs. Er war unglaublich abgemagert und hatte eine hochgradige Muskelatrophie, dazu war er demenzkrank und orientierungslos und bekam 3 verschieden Herztabletten sowie Tabletten gegen seine Schilddrüsenunterfunktion. Andererseits hatte er keine Schmerzen, fraß noch sehr gut und durch die Demenz hatte man nicht unbedigt den Eindruck, der Hund leide. Für mich persönlich ein Grenzfall, wenngleich die TÄin meinte, der Zeitpunkt sei jetzt gut gewählt und man hätte ihn auch schon vor Monaten einschläfern lassen können.

Nach welchen Kriterien entscheidet ihr ganz persönlich, wenn der Zeitpunkt gekommen ist? Sind Schmerzen das Kriterium? Gibt es überhaupt irgendwelche Kriterien? Ist es richtig, ein Tier erst dann einzuschläfern, wenn es objektiv betrachtet leidet oder nicht eigentlich besser, den Tod herbeizuführen, bevor dieser Zustand eintritt?
Kann man überhaupt den richtigen Zeitpunkt treffen oder gibt es diesen gar nicht, weil wir in diesem Punkt auf Grund unserer emotionalen Beziehung zum Tier nie eine rein sachliche Entscheidung treffen können?


Letztlich resultiert die Tatsache, dass unsere Hunde bei insgesamt immer besserer Gesundheit immer älter werden ja aus den Segnungen der modernen Tiermedizin. Inzwischen ist hier ja fast alles praktizierbar, was auch in der Humanmedizin möglich ist.
Auch hier stellt sich die Frage, welche Behandlungsmaßnahmen ihr an einem Hund durchführen lassen würdet und welche nicht?
Auch hier wieder am Beispiel meines Hundes: er erkrankte mit 12 Jahren an einem Darmtumor, den wir insgesamt 3 mal im Tiergesundheitszentrum Grußendorf operieren ließen. Mit 13,5 Jahren hörte der Tumor auf, zu rezidivieren und der Hund konnte noch 5 weitere Jahre ein sehr lebenswertes Leben führen.
Im Rückblick haben sich diese OPs im Interesse des Tieres also absolut gelohnt und ich würde immer wieder so entscheiden. Was aber wäre gewesen, wenn eine vierte, fünfte oder sechste OP nötig geworden wäre? Inzwischen bietet das TGZ Grußendorf, wie ich auf der HP gesehen habe, auch Chemos für Hunde an. Ob ich das dem Hund damals hätte zumuten wollen, bezweifele ich.
Wie seht ihr das?
Macht ihr euch auch Überlegungen, dass es ethisch problematisch sein könnte, einem alten oder auch einem jungen Hund eine medizinische Behandlung angedeihen zu lassen, die sich viele Menschen anderswo oder auch hierzulande niemals leisten könnten? Oder tendiert ihr eher zur Meinung, dass sich Menschen, die so denken, besser gar kein Haustier anschaffen sollten?
Kurzum: wo verläuft für euch ganz persönlich die Grenze der modernen Veterinärmedizin? Gibt es eine überhaupt eine Grenze? Wer sollte diese Grenze definieren?


LG
Nina
All great dogs, like all great men work because they have to, but because they want to action is their chief medium of happiness.
Zitieren to top
#2
Hallo Nina,

zunächst tut es mir leid, dass Du so einen alten Weggefährten gehen lassen musstest, das ist immer traurig, da ich im Ursprung von einer sehr kurzlebigen Rasse, den Deutschen Doggen, komme, muss ich dennoch sagen, wow, was für ein Alter.
Überhaupt hast Du scheinbar das Glück gehabt, die Methusalems unter den Hunden zu erwischen, denn ich finde nicht, dass die Hunde bei besserer Gesundheit immer älter werden, in vielen Rassen ist die Lebenserwartung konträr zu der des Menschen ja eher rückläufig, zumindest aber nicht besser als vor Jahren.

Wo die Grenzen zu ziehen sind, ist meiner Meinung nach Herzensangelegenheit des Hundehalters, ich kann grundsätzlich medizinische Mõglichkeiten für Tiere deshalb nicht verwehren, weil sie in anderen Ländern nicht mal Menschen zur Verfügung stehen.

Ich persönlich würde sicher vieles vom Alter des Hundes und den Heilungschancen abhängig machen und auch von den Nebenwirkungen von Therapien, einem Hund kann ich nicht erklären, dass es ihm eine zeitlang richtig schlecht gehen wird, er aber eine 30%ige Heilungschance hat und so käme Chemotherapie für mich nicht in Frage.

Ich selbst würde wohl im Fall des Falles eher weniger "rumdoktern" lassen als mehr und wünschte mir ehrlich gesagt auch, dass es für uns Menschen die Möglichkeit der Euthansie gäbe, das würde sicher einige Todeskämpfe und Leidenswege ersparen.

LG-Nadin
Zitieren to top
#3
Hallo Nina,

die Antworten auf Deine Fragen muß sich jeder selbst geben. Ich sehe da keine allgemeingültige Regel. Außer der, daß man ein Tier gehen lassen sollte wenn dessen Leben nicht mehr lebenswert ist. Und diese Entscheidung, wann das so weit ist, kann nur jeder Tierhalter selbst treffen. Weil niemand sein Tier so gut kennt wie er selbst, und weil niemand die Lebensumstände des jeweiligen Tieres so gut kennt wie er selbst.
"Ich kann mir die Welt ohne Idioten und Gauner nicht vorstellen."

Mark Twain
Zitieren to top
#4
Nadin,'index.php?page=Thread&postID=128526#post128526' schrieb:Hallo Nina,

zunächst tut es mir leid, dass Du so einen alten Weggefährten gehen lassen musstest, das ist immer traurig, da ich im Ursprung von einer sehr kurzlebigen Rasse, den Deutschen Doggen, komme, muss ich dennoch sagen, wow, was für ein Alter.
Überhaupt hast Du scheinbar das Glück gehabt, die Methusalems unter den Hunden zu erwischen, denn ich finde nicht, dass die Hunde bei besserer Gesundheit immer älter werden, in vielen Rassen ist die Lebenserwartung konträr zu der des Menschen ja eher rückläufig, zumindest aber nicht besser als vor Jahren.
Danke. Ja, es ist immer sehr traurig, aber die Tatsache, dass der Hund ein sehr hohes Alter erreicht hat, macht den Abschied etwas leichter, weil man sich mental viele Jahre darauf vorbereiten kann und der Hund ja auch wirklich sein Leben gelebt hat.
Die steigende Lebenserwartung scheint schon statistisch belegt zu sein, allerdings ist sie natürlich auch stark (Mode)rasseabhängig:
http://books.google.de/books/about/Geria...edir_esc=y (Seite 27 ff.)



Antje,'index.php?page=Thread&postID=128527#post128527' schrieb:Hallo Nina,

die Antworten auf Deine Fragen muß sich jeder selbst geben. Ich sehe da keine allgemeingültige Regel.
Ich sehe das genauso. Es ist immer eine höchstpersönliche, individuelle und einzelfallabhängige Entscheidung jedes Tierbesitzers. Und genau das interessiert mich.
Vielleicht mag ja noch der ein oder andere beschreiben, wie er die Sache sieht.



LG
Nina
All great dogs, like all great men work because they have to, but because they want to action is their chief medium of happiness.
Zitieren to top
#5
Hallo
ich habe vor nicht allzulanger Zeit meine Judy mit fast 15 gehen lassen müssen. Sie war morgens mit mir spazieren und als ich am Nachmittag wieder gehen wollte, lag sie im Zwinger und kam kaum in Bewegung. Sie fiel bei fast jedem Schritt zur Seite. Schaute total konfus durch die Gegend.

Die TÄ meinte es wäre ein Schlaganfall, man könnte vielleicht Tabletten geben, aber die würden auch nicht lange und viel helfen. Da Judy immer sehr munter und aktiv war haben wir uns entschieden sie gehen zu lassen.
Denn in meinen Augen wäre es nicht das Leben gewesen was für sie ein Leben war.
LG
Zitieren to top
#6
Hey!

Mein Beleid für dich.

Das ganze ist eine sehr schwierige entscheidung, die sich bestimmt aus der ferne (mein münsterländer ist acht, geht noch im sport und hat keinerlei knochenprobleme *klopf auf holz*, der mali ist 2einhalb) besser beurteilen lässt als wenn man unter zugzwang steht. ich persöhnlich bin da eher eine von der krasseren sorte, ich würde meinen hund eher schneller als zu spät einschläfern. allein deswegen, da der tod für den tier kein verlust oder besser: kein schaden ist, da er nicht weiß was ihn erwartet. es ist nur für den mensch hart, verständlicherweise. außerdem kann man einem hund nicht sagen "hey, noch drei monate nur pipi, mehr nicht und schmerzen, dann gehts dir wieder besser", tiere können zeit nicht einschätzen, sie leiden in dem moment wenn sie schmerzen haben oder nicht das tun können was sie möchten. deshalb kämen größere OPs für mich nicht in frage, zb. darmkrebs (mammatumor ginge noch) oder ein künstliches hüftgelenk. sogar bei nem kreuzbandriss müsste ich länger in mich gehen (wenn man bedenkt dass über 40prozent der hund innerhalb kürzester zeit auch einen auf der anderen seite kriegen). das liegt auch daran, dass meine hund seit sie laufen können im sport sind, sie kennen und brauchen das. das liegt nicht daran dass ich meine hunde nicht liebe (ich liebe sie ganz dolle, meine puffels), wie einem dann manchmal vorgeworfen wir, ich will ihnen nur physisches und phsychisches leid ersparen weil ich es KANN.
Ich finde als besitzer, dem der hund vollkommen ausgeliefert ist hat man manchmal 8an einem selbst zu wählenden zeitpunkt) nicht nur das recht, sondern auch die pflicht einen hund zu erlösen.

Lg
Zitieren to top


Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste